Was ist Radical Honesty?
[dt.: Radikale Ehrlichkeit]
Radical Honesty ist eine auf den US-amerikanischen Psychotherapeuten Brad Blanton zurückgehende Methode, die auf eine effektivere, intentionalere Kommunikation abzielt. Sie basiert auf der Idee, dass Menschen glücklicher und freier leben, wenn sie in radikaler Weise ehrlich sind – sowohl gegenüber anderen als auch sich selbst. Alles, was wir denken und fühlen, soll unmittelbar und offen ausgesprochen werden. Auch gut gemeinte Lügen, um andere zu schonen, oder Höflichkeitsfloskeln gelten in dem Konzept als unehrlich und sollten vermieden werden.
Die Methode trennt ganz bewusst zwischen Gefühlen („Mir ist kalt”), tatsächlich beobachtbaren Tatsachen („Das Fenster ist offen“) und eigenen Interpretationen und Deutungen („Das heißt, ich muss das Fenster schließen”). Anders als in der Gewaltfreien Kommunikation geht es bei Radical Honesty nicht so sehr um Bedürfnisse, sondern stärker um das Formulieren von Anfragen: „Ich hätte gern, dass du mir deine Version der Geschichte erzählst, würdest du das machen?“
Die Methode ist umstritten und eignet sich nicht für jeden Kontext. Radikale Ehrlichkeit kann als verletzend wahrgenommen werden, in Machtverhältnissen sogar riskant sein, etwa wenn Chef*innen ihre Mitarbeiter*innen damit einschüchtern. Außerdem können marginalisierte Menschen sich durch uneingeschränkte Offenheit bedroht fühlen. Ein reflektierter Umgang mit Gedanken und Gefühlen ist also sinnvoll.