Was macht Familienfreundlichkeit in einem Unternehmen aus?
Familienfreundlichkeit bedeutet, Arbeitsstrukturen zu schaffen, die die Bedürfnisse von Mitarbeiter*innen mit → Care-Verantwortung berücksichtigen. Sie sollte mehr sein als nur ein Schlagwort oder eine Marketingstrategie: Häufig werben Unternehmen mit Familienfreundlichkeit, etwa in Form von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten, doch wenn Mitarbeiter*innen diese Angebote tatsächlich in Anspruch nehmen möchten, stoßen sie auf Widerstände.
Das Verhältnis zwischen Lohnarbeit und Care-Arbeit ist seit jeher hierarchisch strukturiert und an Geschlechtszuschreibungen gekoppelt: Die bezahlte Lohnarbeit ist männlich konnotiert und wird höher bewertet, während die meist unbezahlte Care-Arbeit im Haushalt und in der Familie weiblich konnotiert ist und abgewertet wird. Langsam verändern sich diese starren Zuschreibungen, was auch eines der Ziele von Neuer Arbeit ist. → Frithjof Bergmann, der Begründer der New-Work-Bewegung, setzte sich bereits für ein ganz neues Arbeitsverständnis ein: Menschen sollten sich aus der Knechtschaft der Lohnarbeit befreien und künftig mehr Zeit für Teilhabe an der Gemeinschaft haben, also auch Zeit mit der Familie.
Familienfreundlichkeit ist ein Kernelement von Neuer Arbeit und sollte in menschenzentrierten, zukunftsfähigen Organisationen selbstverständlich sein. Ein familienfreundliches Unternehmen schafft eine Arbeitsumgebung, in der alle Mitarbeiter*innen ausgeglichen und zufrieden arbeiten können, ohne andere Teile ihres Lebens der Lohnarbeit unterzuordnen. Unternehmen spielen hier eine entscheidende Rolle, indem sie klare Richtlinien und unterstützende Maßnahmen implementieren. Dazu zählen zum Beispiel neben flexiblen Arbeitszeiten, um pflegebedürftige Eltern zu unterstützen, bezahlter Elternurlaub, Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Toleranz gegenüber Kurzabwesenheiten oder die Erlaubnis, Kinder mit zur Arbeit zu bringen. Organisationen sollten auch aktiv gegen eine geschlechtsspezifische ungleiche Aufteilung von Sorgearbeit vorgehen, indem sie Elternzeit bei Vätern und Müttern zu gleichen Teilen ermutigen und eine längere Elternzeit nicht mit einem Wegfall beruflicher Chancen bestrafen.